"Garantiert beschissen“ wird, wer mit privaten Kapitallebensversicherungen gegen Altersarmut vorzusorgen versucht. Mit hohen Verwaltungskosten, niedrigen Renditen und ungünstigen Kündigungs- und Geschäftsbedingungen wird die private Altersvorsorge zum Verlustgeschäft für die Anleger*innen und zum Schlaraffenland für Versicherungskonzerne. Mit zahlreichen Bespielen belegten Holger Balodis und Dagmar Hühne beim wieder gut besuchten LINKEN Frühschoppen im Wahlkreisbüro die bittere Bilanz ihres im Westend-Verlag erschienen Insider-Reports zu Nutzen und Nachteilen privater Lebensversicherungen: Egal ob riestergefördert oder nicht, ob fondsgebunden oder kapitalgedeckt bringen die vielfältigen Produkte der Finanzindustrie in der Regel den Kunden und Kundinnen minimale Renditen und den Konzernen größtmögliche Profite. Auch viele Formen der betrieblichen Altersversorgung sehen die Kölner Wirtschaftsjournalisten skeptisch; zumindest müsse sich bei einer Entgeltumwandlung der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin mindestens im Umfang der eingesparten Sozialversicherungsbeiträge beteiligen, damit die Sache für die Beschäftigten nicht zum Verlustgeschäft werde.
Eine Stärkung der gesetzlichen Rente unter anderem durch eine Wiederherstellung eines lebensstandardsichernden Rentenniveaus und die Einführung einer Solidarischen Mindestrente in armutsfreier Höhe ist für Beschäftigte der sicherste Schutz vor Altersarmut, darin waren sich die Kölner Autoren und Matthias W. Birkwald einig. Ebenso in der Diagnose, dass die in der Teilprivatisierung der Altersvorsorge mit der so genannten ‚Riester-Rente‘ gipfelnden Rentenreformen der von SPD und Grünen geführten Bundesregierungen nach 1998 wesentliche Ursache für das sinkende Leistungsniveau der gesetzlichen Rente waren, die den Versicherungskonzernen das lukrative Geschäftsfeld privater Altersvorsorge erst ermöglicht haben.
Eine nötige Kontroverse eröffnete Matthias W. Birkwald, als er im Anschluss an die Redewendung von ‚der lobbybhängigen Politik‘ einforderte, über der pauschalen Kritik notwendige Differenzierungen zwischen Parteien und politischen Akteuren und Akteurinnen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Zum Abschluss der lebendigen und detailreichen Veranstaltung bedankten sich Dagmar Hühne und Holger Balodis mit einem selbst gemalten Bild als Gastgeschenk für die Einladung.
Aktueller denn je: Ausführliches Interview im „Versicherungsboten“ zu allen wichtigen Fragen rund um die gesetzliche und die private Rente
Bundestagsrede in der Orientierungsdebatte am 26. Januar 2022