Sehr geehrter Herr Peter, sehr geehrter Herr Bronski, sehr geehrte Damen und Herren,
in der FR von heute heißt es auf Seite vier, der FDP-Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle sei ein „früherer Chef der Jungdemokraten“.
Dies ist falsch, das war der Kollege Kuhle nie. Die 1919 gegründeten Jungdemokraten (Judos) wurden als radikaldemokratischer Jugendverband gegründet, der spätestens ab den frühen 70er Jahren stets politisch links von den Jungsozialisten (Jusos) stand. (Vgl. u.a. das „Leverkusener Manifest“ der Jungdemokraten von 1971).
Der Kollege Konstantin Kuhle hingegen war von 2014 bis 2018 Bundesvorsitzender der marktradikalen Jungen Liberalen (JuLis).
Dieser lammfromme Parteijugendverband wurde von Dr. Guido Westerwelle gegründet, weil ihm die Jungdemokraten zu links waren.
Die Jungen Liberalen wurden von der F.D.P. im November 1982 als ihr Jugendverband anerkannt, nachdem die Deutschen Jungdemokraten (DJD) sich - einem Vorratsbeschluss aus dem Jahre 1969 folgend - von der F.D.P. als Mutterpartei wegen deren Rechtsentwicklung und der Koalition mit der CDU/CSU getrennt hatten.
In der aktuellen Wahlperiode sind übrigens vier ehemalige Jungdemokrat*innen Mitglied des Deutschen Bundestages: Vizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP), Vizepräsidentin Claudia Roth (BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN), der stellvertretende Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales, Matthias W. Birkwald (DIE LINKE.) und der gewerkschaftspolitische Sprecher der LINKEN, Pascal Meiser (DIE LINKE.).
In der 18. Legislaturperiode gehörte darüberhinaus noch der ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer (SPD), dem Bundestag an. Er war von 1977 bis 1982 Bundesvorsitzender der Jungdemokraten.
Einen guten Überblick über die Geschichte dieses fortschrittlichen Jugendverbandes gibt der jüngst von Roland Appel und Michael Kleff herausgegebene Band „Grundrechte verwirklichen, Freiheit erkämpfen - 100 Jahre Jungdemokrat*innen. Ein Lesebuch über linksliberale und radikaldemokratische Politik von Weimar bis ins 21. Jahrhundert 1919-2019“, Academia-Verlag, Baden-Baden 2019.
Mit freundlichen Grüßen,
Dipl.-Soz.Wiss. Matthias W. Birkwald MdB (DIE LINKE.), Jugendbildungsreferent und Landesgeschäftsführer der JungdemokratInnen/Junge Linke NRW von 1990-1994
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