„Wenn wir den Kampf gegen die sich Jahr für Jahr verschärfende Altersarmut ernsthaft führen wollen, dürfen wir die Rente nicht mehr kaputtsparen, erklärt Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, zur Forderung des scheidenden ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske, den Beitragssatz auf 26 Prozent anzuheben. Birkwald weiter:
„Frank Bsirske hat Recht. Mit dem seit 20 Jahren niedrigsten Beitragssatz von 18,6 Prozent sparen wir die gesetzliche Rente kaputt, anstatt sie langfristig auszubauen. Jede nicht aus Steuermitteln finanzierte Leistungsausweitung wie zum Beispiel die sogenannte ‚Mütterrente‘ oder die geplante ‚Grundrente‘ nimmt uns dann den finanziellen Spielraum für eine Wiederanhebung des Rentenniveaus.
Das Rentenniveau und damit die jährlichen Rentenerhöhungen sind aber eine entscheidende Stellschraube für die Bekämpfung der heutigen und der zukünftigen Altersarmut. Wenn wir die 26 Prozent Beitragssatz paritätisch finanzierten, müssten die Beschäftigten ihre vier Prozent vom Lohn einfach in die gesetzliche Rente statt in die komplett gescheiterte Riesterrente einzahlen.
Jeder Beitragssatzpunkt mehr in der gesetzlichen Rente bringt, wenn er von den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern paritätisch mitfinanziert wird, 15,4 Milliarden Euro zusätzlich in die Rentenkasse. Bsirskes Vorschlag brächte also am Ende sage und schreibe 113,22 Milliarden Euro mehr in die Rentenkasse. Die heutige Standardrente von 1.487,25 Euro brutto könnte auf 2.037,53 Euro angehoben werden, eine Rente von heute 1.000 Euro auf 1.370 Euro. Streckt man diesen Beitragsanstieg über vier, fünf Jahre, ist diese radikale Kehrtwende machbar, verkraftbar und finanzierbar, denn Durchschnittsverdienende und ihre Chefs müssten dann zwar monatlich 120 Euro mehr in die gesetzliche Rente einzahlen als heute, aber der Beschäftigte hätte null Euro Mehrausgaben, weil er sich ja die Riesterbeiträge sparen kann.“
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