Zu den rentenpolitischen Vorschlägen des Bundeskanzlers Olaf Scholz erklärt Matthias W. Birkwald, renten- und alterssicherungspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion DIE LINKE:
„Mit mehr alters- und alternsgerechten Arbeitsplätzen würde es sicher besser gelingen, Menschen zu motivieren, bis zu ihrer persönlichen Regelaltersgrenze zu arbeiten. Hier handelt es sich um eine Bringschuld der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Kürzere Arbeitszeiten und deutlich höhere Löhne würden dabei sicherlich ebenfalls helfen. Mehr Zuckerbrot in Form finanzieller Anreize, die Regelaltersgrenze zu erreichen, wäre in jedem Fall besser als die Peitsche höherer Abschläge, also Rentenkürzungen, bei vorgezogenem Rentenbezug. Finanzielle Anreize: ja, noch höhere Abschläge: nein.
Vor allem: Derzeit sterben in Deutschland 15 Prozent der Menschen vor ihrem 65. Geburtstag, 17 Prozent der Menschen vor ihrem 67. Geburtstag und 20 Prozent der Menschen vor ihrem 69. Geburtstag. Jede Anhebung der Regelaltersgrenze bedeutete für viele Menschen Maloche bis zum Tode. Das lehnt DIE LINKE ab. Zudem sterben die ärmsten Männer im Rentenalter fast achteinhalb Jahre eher als die reichsten Männer jenseits der 65, und bei den Frauen dieses Alters sind es mehr als viereinhalb Jahre. Die ärmsten Alten sind aber die, die in ihrem Erwerbsleben die härtesten Jobs mit den niedrigsten Löhnen hatten. Darum fordert DIE LINKE, dass Menschen mit 40 Beitragsjahren abschlagsfrei ab 60 in Rente gehen können müssen. Eine Krankenschwester, die 40 Jahre Patientinnen und Patienten geschleppt hat, hat dann genauso ein Recht auf Ruhestand wie ein Fliesenleger, eine Hauptschullehrerin oder ein Bauarbeiter. Genug ist Genug.“
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