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Matthias W. Birkwald

Adieu, Camarade!

Abschied von Heinz Hillebrand, Mitbegründer der WASG und der Sozialistischen Linken

13.04.2023

Am Abend des 12. April erreichte mich die traurige Nachricht vom plötzlichen Tod Heinz Hillebrands während seines Urlaubs in Tunesien.

Wie viele andere, die ihn kannten, hat mich dies sehr getroffen. Heinz wurde nur 68 Jahre alt. Er war auch als Rentner ungebrochen lebendig. Als aktiver Unruheständler engagierte er sich bis zuletzt als Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzender der LINKEN in Wildau sowie als Bundessprecher unserer gemeinsamen Parteiströmung Sozialistische Linke (SL). Mit seiner Frau Jutta verbrachte er viel Zeit auf Reisen.

Ich lernte Heinz Hillebrand im Vorfeld der Vereinigung der WASG und der PDS zur LINKEN kennen und schätzen. Die WASG hatte er mit anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern gegründet und aufgebaut. Zusammen wurden wir 2006 Gründungsmitglieder der Sozialistischen Linken in Nordrhein-Westfalen. 

Heinz war nie nachtragend, auch dann nicht, als von mehreren Interessierten aus ihren Reihen die SL NRW mich für die Kandidatur 2009 für einen Listenplatz zur Bundestagswahl mehrheitlich unterstützte und er entsprechend des Votums daraufhin auf seine Kandidatur verzichtete. Heinz wurde mir zum hoch geschätzten Gesprächspartner und sehr guten Ratgeber. Statt einer Karriere als Abgeordneter ging er einen anderen, nicht minder wichtigen und vor allem sehr verdienstvollen Weg: Heinz wurde Leiter der Politischen Bildung in der LINKEN. Durch seine zahlreichen Einsätze bei Schulungen im gesamten Bundesgebiet kannte er die Partei bald so gut wie kaum ein anderer Genosse oder eine andere Genossin. Aus allen Landes- und vielen Kreisverbänden hatte er mal amüsante, mal absurde Anekdoten zu berichten.

Auf ihn geht auch die älteste kontinuierliche Bildungsveranstaltung der LINKEN zurück, nämlich die Sommerakademie der SL im Bunten Haus in Bielefeld, die ich seit ihrem Beginn immer wieder mit Gewinn besucht und der ich immer gerne als Referent zur Verfügung gestanden habe. Es war nicht zuletzt Heinz großer Verdienst, diese zum Ort wichtiger Debatten mit Ausstrahlungskraft bis weit in die Partei hinein gemacht zu haben. Heinz blieb bis zu seinem plötzlichen und unerwarteten Tod ein unbeirrbarer Anhänger einer gewerkschaftlichen Orientierung der LINKEN. Er war ein intellektueller, offener, neugieriger und wacher Geist, der ebenso gern dazulernte, wie er erfahrene und neue Mitglieder und gerade junge Leute einbinden und motivieren konnte. 

Mit Heinz teilte ich die Vorliebe für Urlaube in den schönen Regionen Frankreichs. Um seine Französisch-Kenntnisse und sein savoir-vivre habe ich ihn immer beneidet. Sein plötzlicher Tod reißt eine große Lücke. Heinz war einer derjenigen Menschen, die ihre vielen Verdienste nicht ins Schaufenster stellen. Sein Tod ist ein großer Verlust. 

Mein aufrichtiges Beileid gilt seiner Frau Jutta, seinen Angehörigen sowie seinen engen Freundinnen und Freunden, die nun um ihn trauern. Ich bin sehr traurig.