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Matthias W. Birkwald

Arbeiten neben der Rente darf nicht über den schlechten Zustand der Renten in Deutschland hinwegtäuschen

1,35 Millionen Menschen arbeiten trotz Rentenbezug weiter. Das ist ein Armutszeugnis für so ein reiches Land!

06.08.2024

Über mein Statement zu den Plänen der Bundesregierung die Hinzuverdienstmöglichkeiten für Rentnerinnen und Rentner zu verbessern, berichtet der Münchener Merkur. Dort werde ich unter anderem wie folgt zitiert: "Dabei ist es unerträglich, dass die Renten in Deutschland durchschnittlich so niedrig sind, dass viele Rentnerinnen und Rentner darauf angewiesen sind, weiterzuarbeiten."

Mein gesamtes Statement gegenüber der Presse gibt es hier: 

Arbeiten neben der Rente darf nicht über den schlechten Zustand der Renten in Deutschland hinwegtäuschen

"Die Arbeitgeberbeiträge zur Rentenversicherung arbeitenden Rentnern nun direkt auszuzahlen, ist ein richtiges Signal, dass sich ihre Arbeitsleistung auch direkt lohnt. Viele Rentnerinnen und Rentner werden davon profitieren, denn schon jetzt sind es fast anderthalb Millionen Rentnerinnen und Rentner, die sich trotz ihrer Rente noch etwas hinzuverdienen müssen oder wollen, zum Großteil in geringfügiger Beschäftigung, also in Minijobs. Dabei ist es unerträglich, dass die Renten in Deutschland durchschnittlich so niedrig sind, dass viele Rentnerinnen und Rentner darauf angewiesen sind, weiterzuarbeiten. Die deutschen Renten sind nämlich alles andere als generös. Unter den 34 OECD-Staaten liegt Deutschland bei der Höhe der Nettoersatzrate der Renten auf dem viertletzten Platz. Das ist ein Armutszeugnis für ein so reiches Land! Darum brauchen wir deutlich höhere Renten. Österreich macht es vor. Ich fordere darum, das deutsche Rentensystem mit großen Schritten in Richtung des österreichischen zu reformieren."

Birkwald weiter:

"Es spricht Bände, dass die Bundesregierung wieder einmal nicht benennen kann, welche Auswirkungen ihre Pläne, hier also die Auszahlung der Rentenbeiträge der Arbeitgeber für arbeitende Rentner, auf die Finanzen der Gesetzlichen Rentenversicherung haben werden. Die Rentenversicherung selbst schätzt die daraus resultierenden künftigen Beitragsverluste auf rund eine Milliarde Euro. Neben den bereits erfolgten Kürzungen bei den Bundeszuschüssen zur Rente aus den vergangenen Haushalten von insgesamt 6,8 Milliarden Euro werden also auch diese Maßnahmen dazu führen, dass die Beiträge zur Rentenversicherung schneller steigen müssen, als bisher geplant und das, ohne dass dem Leistungsverbesserungen wie beispielsweise ein höheres Rentenniveau gegenüberstünden. Erst die gesetzliche Rente schwächen und sie dann wieder schlecht reden, um Reklame für private kapitalgedeckte Renten zu machen, das ist ganz schlechter Stil! Eine solche grottenschlechte Politik der Ampelparteien schwächt langfristig das Vertrauen in die Gesetzliche Rente. Dazu darf es nicht kommen!

Wir Linken wollen die Gesetzliche Rente stärken. Mit unserer Forderung nach einer Erwerbstätigenversicherung, in die auch Beamtinnen und Beamte, Selbstständige und Freiberuflerinnen und Freiberufler und allen voran die Abgeordneten des Deutschen Bundestages einzahlen mögen, könnte die demografische Belastung für die Rentenversicherung untertunnelt werden. Das wird auch von großen Teilen der Fachwelt, sowie von den Gewerkschaften und den Sozialverbänden gefordert. Gleichzeitig brauchen wir dringend deutliche Verbesserungen für die Rentnerinnen und Rentner, die immer noch stark von der Inflation betroffen sind.

Ausgerechnet die Lebensmittelpreise sind immer noch exorbitant hoch. Daher fordere ich eine sofortige, einmalige, zusätzliche und außerordentliche Rentenerhöhung um zehn Prozent. Damit würden wir dauerhaft zu einem den Lebensstandard sichernden Rentenniveau von 53 Prozent zurückkehren, so wie es im Jahr 2000 war, bevor SPD und Die Grünen es in den Sinkflug schickten. Nur so kann Altersarmut in Deutschland effektiv bekämpft werden!"