Gerne folgte ich der sehr freundlichen Einladung Claudia Schedlichs, der Leiterin des Caritas Therapiezentrum für Menschen nach Folter und Flucht (CTZ) in der Kölner Innenstadt.
Die Psychologin und Psychotherapeutin hatte mein Büro Ende Juli angeschrieben und auf drohende empfindliche Kürzungen im Bundeshaushalt bei den Psychosozialen Zentren (PSZ) hingewiesen. Nach dem damaligen Stand sollten die Bundesmittel von 13,1 Millionen Euro im Jahr 2024 auf 7,1 Millionen Euro für das Jahr 2025 gesenkt werden. Therapiezentren, wie dasjenige unter Leitung Frau Schedlichs, dienen dem Auftrag zur psychosozialen Versorgung für die über drei Millionen Flüchtlinge in Deutschland, der unter anderem auf europäische Richtlinien zurückgeht. In Köln leben nach offiziellen Zahlen 8.000, nach Schätzungen allerdings um die 36.000 Flüchtlinge. Zielgruppe des CTZ sind traumatisierte Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus. Neben einer traumazentrierten Fachberatung werden in der Einrichtung auch sozialarbeiterische Bedarfe bedient. Es kommen tiefenpsychologische und systemische, aber auch verhaltenstherapeutische Therapieangebote zum Einsatz. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fertigen zudem in geeigneten Fällen gutachterliche Stellungnahmen im Sinne der Betroffenen an.
Frau Schedlich und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereiteten mir einen mehr als freundlichen Empfang. Sie hatten nicht nur interessante und wichtige Fakten, Zusammenhänge und Anliegen mitzuteilen, sondern waren ehrlich am Austausch mit einem Akteur der Bundespolitik interessiert und offen für Anregungen. Die Beschäftigten des Therapiezentrums wiesen unter anderem auf den durch Studien erwiesenen hohen Anteil an Traumatisierten unter den Flüchtlingen hin. Er beträgt demzufolge 30-40 Prozent der Menschen, die in Folge einer Flucht nach Deutschland gelangen, und alleine in Köln geschätzt 4.000 Flüchtlinge.
Schnell waren neben der Ablehnung drohender Kürzungen in diesem Bereich, die nicht nur Bundes-, sondern – noch drastischer – bisherige Landesmittel betreffen, weitere gemeinsame Anliegen gefunden. So litten nach Auskunft Frau Schedlichs und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Klientinnen und Klienten ihres Therapiezentrums neben ihren bereits erworbenen Traumata unter langwierigen Asylverfahren, den Schwierigkeiten des Spracherwerbs, und dem oft beschwerlichen, blockierten Weg zu Bildung und Arbeit. Anders, als es uns manches Vorurteil einreden möchte, wollen die allermeisten Flüchtlinge nämlich erwerbstätig sein. Dies nicht tun zu können, trage zu ihrer seelischen Belastung bei. „Viele unserer Klienten zerbrechen an der verordneten Untätigkeit“, so die Auskunft einer Mitarbeiterin der Einrichtung. Weitere Hürden stellten sich den Betroffenen durch das Aufenthaltsrecht, lange Wartezeiten bei den und mangelnde Abstimmungen zwischen den Behörden, nicht zuletzt beim Übergang von Sozialämtern zu den Jobcentern.
Frau Schedlich und ihre engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten sich interessiert an meinen praktischen Tipps, um ihre Anliegen möglichst hörbar und wirkungsvoll gegenüber der Bundespolitik zu vertreten. Da ich ihr Therapiezentrum als wichtige Einrichtung zur Integration und auch Prävention erachte, sicherte ich ihnen gerne nochmals meine Unterstützung gegen drohende Mittelkürzungen zu. Ausdrücklicher Dank und Respekt gebührt den Gastgebern auch dafür, ausdrücklich um kritische Nachfragen und Anmerkungen meinerseits gebeten zu haben und auf diese sachlich und souverän eingegangen zu sein.
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