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Matthias W. Birkwald

Die „Lobby für Mädchen“ zu Besuch im politischen Berlin -

Mädchen und junge Frauen stellten interessierte Fragen im Bundestag und im Familienministerium

16.10.2024
BPA-Besuchergruppe im Deutschen Bundestag.

Für meine jüngste politische Informationsfahrt nach Berlin hatte ich erfreulicherweise die Gelegenheit, die „Lobby für Mädchen“ einzuladen. Dieser, seit 1998 sehr engagierte anerkannte Träger der Jugendhilfe, bietet für Mädchen und junge Frauen mit und ohne Migrationsbiografie in Köln und im Kölner Umland bedarfsorientierte Hilfsangebote an. Auch in meiner Heimatstadt Köln und Umgebung sind Menschen migrantischer Herkunft, und hier insbesondere Frauen, leider nach wie vor von Diskriminierung, ökonomischer Ungleichheit, Erwerbs- und Altersarmut, schlechteren Bildungschancen und von konservativ-patriarchalen gesellschaftlichen Verhältnissen betroffen. Nicht nur deswegen sind die sogenannten Mädchentreffs als Ort der Begegnung, Begleitung und Unterstützung für die jeweiligen Lebenswirklichkeiten aus sozialpolitischer Sicht sehr unterstützungswürdig.

BPA-Besuchergruppe im Deutschen Bundestag.

Leider mussten mein Team und ich den ursprünglichen Termin der Fahrt im Jahr 2020 aufgrund der pandemiebedingten Schließungen absagen. Glücklicherweise aber konnten wir die Reise vor dem Zerbrechen der Ampelkoalition in den Herbstferien 2024 nachholen.

Fünfzig politisch interessierte Mädchen und junge Frauen zwischen 14 und 19 Jahren mit unterschiedlichen Flucht-, Herkunfts- und Sozialbiografien nahmen an unserem viertägigen Programm in Berlin teil. Wo unsere „Mädchengruppe“ auch hin kam, sei es ins Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kurz, im „Gesellschaftsministerium“, wie sich das Ministerium selbst bezeichnet oder zum Deutschen Bundestag, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schienen erstaunt über das breite Interesse der jungen Frauen, das sie so bisher nicht erlebt hatten. Das politische Berlin sollte sich ruhig öfter den Fragen junger Frauen und Mädchen stellen.

Eines wurde durch den Besuch wiederum ganz deutlich:

Die herrschenden Kürzungspolitik muss aufhören und die langfristige Förderung demokratischen Engagements muss absichert werden!

Zivilgesellschaftliche Akteure, Beratungseinrichtungen, Menschenrechts- und Hilfsorganisationen, Antidiskriminierungsverbände und migrantische Selbsthilfeorganisationen leisten durch ihr tägliches Tun einen unschätzbaren Beitrag für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dabei müssen sie oftmals bis zur Selbstaufopferung arbeiten und um ihre Finanzierung bangen, da eine fortlaufende Strukturförderung leider nicht gesichert ist.

Unsere Demokratie bedarf zu dieser Absicherung eines wirksamen Demokratiefördergesetzes. Dieses darf aber keinesfalls zu einem Zensurgesetz verkommen und es muss die Meinungsfreiheit, die Freiheit der Wissenschaft und der Kunst unbedingt gewährleisten.

Die Blockade und Unterfinanzierungen interkultureller- und sozialer Einrichtungen müssen endlich beendet werden, damit bundesweit flächendeckende Beratungs- und Unterstützungsstrukturen effektiv und planungssicher arbeiten können mögen.

Egal, wer künftig regieren möge, ich fordere die neue Koalition bereits heute auf, in diesem Sinne aktiv zu werden.