„Das hässliche Entlein, Rente erst ab 67, wird niemals ein strahlender Schwan. Daran ändert auch Schönfärberei von der Leyens nichts. Die Rente erst ab 67 wird den Menschen weniger Rente und mehr Altersarmut bringen, aber keine neuen Jobs“, kritisiert Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, die heute den sogenannten Fortschrittsreport ‚Altersgerechte Arbeitswelt‘ vorgestellt hat. Birkwald weiter:
„Das ständige Gerede von der Erwerbstätigenquote verschleiert, dass damit alle irgendwie Beschäftigten, also auch Beamtinnen und Beamte, mithelfende Familienangehörige, Menschen in Mini-Jobs, gemeint sind. Menschen, die tatsächlich auf die gesetzliche Rente angewiesen sind, brauchen für eine gute Rente sozialversicherungspflichtige Vollzeitarbeit. Hier bewegen sich die vermeintlichen Erfolge nach wie vor auf kläglichem Niveau: Bei den 60 bis 64-Jährigen haben nicht einmal 20 Prozent einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob, bei den 64-Jährigen nicht einmal zehn Prozent. Diese Zahlen verschweigt die Ministerin.
Es ist schlicht falsch zu behaupten, alle Rentnerinnen und Rentner würden gleichmäßig immer länger Rente beziehen. Die Hauptlast der gigantischen Kürzungen durch die Rente erst ab 67 tragen ausgerechnet Menschen mit geringem Einkommen, hohem Arbeitslosigkeitsrisiko und kürzerem Leben. Hinter dem Durschnitt von 18,5 Jahren Rentenbezug verbergen sich enorme Unterschiede: Geringverdienende Männer, die nach 35 Versicherungsjahren nur die Hälfte bis drei Viertel des Durchschnittsverdienstes erreicht haben, beziehen laut Statistik der Deutschen Rentenversicherung nur 11 Jahre Rente. Wer nach derselben Zeit das Eineinhalbfache des Durchschnittseinkommens hatte, erreicht dagegen 18,4 Jahre. Geringverdiener sind zudem häufiger im Alter erwerbslos. Altersarmut heißt die ebenso unausweichliche wie bittere Folge der Rente erst ab 67. Darum muss sie sofort ausgesetzt und schnellstmöglich ohne Wenn und Aber zurückgenommen werden.“
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