Eine ganze Woche, vom 24. bis 31.8. dauerte der „wilde Streik“ in den Kölner Ford-Werken August 1973. Im gesellschaftlichen Gedächtnis lebt er vor allem als „Türkenstreik“ oder „Gastarbeiterstreik“ fort. Tatsächlich waren seine Auslöser keineswegs nur migrantische Anliegen, sondern auch Unzufriedenheiten alteinheimischer Kollegen mit Arbeitsbedingungen und Bezahlung bei Ford. Aus einer spontanen Arbeitsniederlegung entwickelte sich eine Art Aufstand mit einer starken Eigendynamik, in dem migrantische und deutsche Kollegen zusammenwirkten, allerdings ohne direkte Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft. Auf den ersten Blick endet der Streik im Desaster durch einen Polizeieinsatz, Verhaftungen und dem Scheitern aller radikalen Forderungen. Auf den zweiten Blick jedoch knüpfte sich daran in Gesellschaft und Gewerkschaft ein Umdenken in der „Gastarbeiterfrage“ an.
Witich Roßmann war von 1987 bis 2017 Gewerkschaftssekretär und Erster Bevollmächtigter der IG Metall Köln-Leverkusen, heute ist er Vorsitzender des DGB-Stadtverbands Köln. Mit umfangreichen Material- und Archivrecherchen und Gesprächen hat der promovierte Politikwissenschaftler die damaligen Ereignisse aufgearbeitet und ordnet sie in ihre politisch-gesellschaftlichen und gewerkschaftlichen Zusammenhänge ein. Im Austausch mit ihm wollen wir erfahren und diskutieren, welche Veränderungen diese Streik- und Aufstandsbewegung für die Integration der „Gastarbeiter“ in die Gewerkschaftsarbeit und Gesellschaft ausgelöst hat.
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