"Aussetzen statt anheben muss angesichts der Arbeitsmarktlage Älterer die Sofortmaßnahme lauten. Angesichts der absehbaren schlimmen Folgen der Rente erst ab 67 die Altersgrenze noch weiter anheben zu wollen, ist fies, gemein und hinterhältig. Wer das fordert muss schon besonders sozial kalt sein", kommentiert Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Bundestagfraktion DIE LINKE, die Forderung des Direktors des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Prof. Dr. Michael Hüther, das Rentenalter auf 70 anzuheben. Birkwald weiter:
"Die Situation der Menschen unmittelbar vor der Regelaltersgrenze von derzeit 65 Jahren ist vollkommen unsicher. Nicht einmal zehn Prozent der 64-Jährigen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Lediglich 7,5 Prozent aller, die sich tatsächlich bis 65 am Arbeitsmarkt halten, hatten unmittelbar vor dem Eintritt in den Ruhestand einen sozialversicherungspflichtigen Job. Wer kurz vor der Rente erwerbslos wird, ist nahezu chancenlos, wieder einen Job zu erhalten. Gerade ein Fünftel der 60-Jährigen und weniger als zehn Prozent der 64-Jährigen schaffen den Übergang aus der Erwerbslosigkeit in Erwerbstätigkeit. Durchschnittlich gehen die Menschen mit rund 63 Jahren in Rente" erläutert Birkwald zentrale Ergebnisse aus der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Fraktion DIE LINKE zur Beschäftigungssituation Älterer.
"Der Topökonom verhöhnt die Betroffenen, wenn er feststellt, dass die Menschen ja vor dem 70. Lebensjahr mit Abschlägen in Rente gehen könnten. Bereits heute muss fast jeder Zweite, in Ostdeutschland sogar mehr als zwei Drittel, Abschläge von der Rente in Kauf nehmen. Durchschnittlich betragen die Abschläge 115 Euro im Monat. Sie summieren sich während der durchschnittlichen gesamten Dauer einer Rentenphase auf 25.000 Euro."
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